Sonntag, 20. September 2015

Durchgelesen

Rezension Tödliche Gedanken: Er kennt dein Geheimnis. Wie kannst du ihm vertrauen? von Marcus Johanus




Seitenzahl: 474 Seiten
Format: Taschenbuch
Preis: 3,99 Euro
ISBN: 978-3-95819-047-4
Band 1









Inhalt:

Patricia hat es nicht einfach. Die Ziehmutter, eine Ordnungsfanatikern, steht unter starken Zwängen und hat nur ihr Chi und ihre Yogatherapie im Sinn. In der Schule fällt das Mädchen aufgrund ihres überschäumenden Temperaments unangenehm auf und ist versetzungsgefährdet.
Auf ihrem Nachhauseweg erfährt Patricia dann plötzlich ihre erste Vision. Sie sieht einen Amoklauf an ihrer Schule voraus. Zeitgleich fährt sie mit ihrem Fahrrad fast in das Auto des fremden Reporters Frank Fulgur, auf dessen Rücksitz sich unzählige Benzinkanister stapeln.
Als bald darauf in der Schule der vorhergesehene Amoklauf stattfindet und ein riesiges Feuer das Gebäude verschlingt, ahnt Patricia, dass die festgenommene Täterin Natalie vielleicht doch nicht alleine für das Unglück der Schule verantwortlich ist.


Wichtigste Charaktere:

Patricia ist ein mutiges Mädchen. Sie setzt sich für ihre Mitschüler ein, neigt allerdings dazu inhaltlich ausfallend und beleidigend zu werden. Für Elektronik hat sie nur wenig übrig, so verwechselt sie auch schon mal ein Smartphone mit einer Fernbedienung. Patricia ist hochbegabt. Ihr Interessengebiet gilt der Psychologie. Gerne zitiert sie aus einem ihrer geliebten Bücher oder/und die Worte Freuds.

Ivo ist Patricias bester Freund. Die beiden pflegen einen kumpelhaften Umgangston. Ivo ist das Gegenteil von Patricia: Er interessiert sich für Computer, spielt gerne mit seiner XBox und hat für Fremdwörter nur wenig übrig. Allerdings ist er – genau wie seine Freundin – ein Einzelgänger.

Lias hat damals zusammen mit Patricia in einer Arbeitsgemeinschaft für die Schülerzeitung mitgewirkt. Patricia hat ein Auge auf den Jungen geworfen.

Diana ist Patricias Erziehungsberechtigte. Sie betreibt ein Yogastudio, ernährt sich gesund und hat ihre Wohnung – ganz im Sinne des Chi – nur spartanisch eingerichtet. Mit Patricias Erziehung ist sie stark überfordert, sodass Gespräche meist im Streit enden.


Schreibstil:

Langsam baut der Autor seinen Handlungsstrang auf. Dabei geht er sehr professionell vor. Er stellt seine Charaktere und die Handlung vor, verwirrt den Leser und wirft eine Menge Fragen auf. Überhaupt merkt man, dass Marcus Johanus sich mit dem Handwerk Schreiben gut auskennt. Der Plot ist dicht, die Charaktere individuell, der Text lässt sich aufgrund eines geübten Schreibstils schnell und flüssig lesen.

Auch eine kleine Liebesgeschichte findet sich in diesem Buch. Diese bleibt dezent und glaubwürdig, zumal die Hauptcharakterin mit ihrer reizbaren Art, den Zitaten aus Freud und ihrer Hochbegabung nicht gerade prädestiniert dazu ist, Freundschaften zu schließen.

Allerdings verwirrten mich einige Stellen in dem Roman sehr. Ich hatte mit einem spannenden Thriller gerechnet und wurde mit einem guten Schuss Fantasy überrascht. Übersinnliche Fähigkeiten, gemischt mit einer Menge Rätseln warten hier an jeder Ecke.


Fazit:

Tödliche Gedanken ist ein Buch, dessen Handlung sich gemächlich aufbaut. Interessante Charaktere, ein dichter Plot und ein gut lesbarer Schreibstil sind die Merkmale dieser Geschichte rund um einen Amoklauf. 
Auch wenn der Roman gute 400 Seiten umfasst, habe ich an keiner Stelle Langeweile empfunden. Ich wollte weiterlesen; wollte erfahren, ob meine These rund um den Täter stimmte.
Auch fand ich es schön in Patricias Welt unterwegs zu sein. Ich wollte sie dabei beobachten, wie sie mit Ivo Nutellabrötchen vernascht, sein Augendrehen betreffend ihres technischen Unverständnisses ignoriert und ihn stattdessen mit Zitaten von Freud bombardiert. Mich interessierte, ob sie vielleicht ihren ersten Freund in Lias finden würde, der ihrer Panik Krankenhäusern gegenüber ganz einfach entgegenkommt, indem er ihr die Augen zuhält und ihr Vertrauen fordert, während er sie in das Haus geleitet.
Zwischenzeitlich fragte ich mich allerdings, ob der Geschichte weniger mystery & suspense gut getan hätte. Leser sollten sich darauf gefasst machen, dass nicht alles bodenständig und logisch vonstatten geht, sondern auch ein wenig flexibel auf fantastische Elemente reagieren können.

Kurzum: Marcus Johanus hat mit Tödliche Gedanken einen Roman geschrieben, auf den ich mich gefreut und den ich mit Begeisterung gelesen habe. Es fiel mir auf den letzten Seiten ein bisschen schwer von Patricia und der Geschichte Abschied zu nehmen und ich hoffe, dass der Autor bald noch weitere Bücher auf seine Leser/innen loslassen wird :o)


Buchzitate:

„Mütter verdonnern ihre Kinder normalerweise zu Hausarrest und zwingen sie nicht dazu, nach draußen zu gehen.“ - „Hältst du mich für total bescheuert? Du bist ein notorischer Stubenhocker. Hausarrest wäre für dich keine Bestrafung.“

Die leicht gerundeten Buchrücken, diese kühlen, glatten Materialien zu streicheln, hatte für mich immer etwas Verlässliches. Die Bücher würden immer da sein. Wenn ich Trost brauchte, nahm ich mir eines, das zu dem Thema passte, das mich gerade beschäftigte. Jedes einzelne eine kleine Welt, die nur mir gehörte.

„Sag mal, Patty, analysierst du eigentlich alle Menschen? Die ganze Zeit?“ - „Klar.“ - „Ist das nicht anstrengend?“ - „Ist es für einen Vogel anstrengend zu fliegen?“

„Ich glaube, ich werde verrückt.“ Ivo klopfte mir auf die Schulter. „Na, dann ist's ja gut. Das ist doch nichts Neues.“

Das Flüstern in der staubigen Luft, das Rascheln und Knistern, wenn Bücher aus dem Regal genommen und durchgeblättert wurden. Ab und zu klapperte eine Tasse oder zischte die Espressomaschine aus der Ecke, in der es ein kleines Café mit Leseecke und Arbeitsplätzen gab.“

„Dann kriegt du doch aber Ärger.“ - „Patty, alles, was wirklich Spaß macht, bringt hinterher Ärger.“



Kurzgefasst:

Spannung/Action:






Liebe:






Charaktere:






Handlungsstrang:






Schreibstil:






Im Gesamtpaket:


6 Kommentare:

  1. Hallo Tanja,
    eine sehr ausführliche, interessante und Neugier weckende Rezension !
    Die Thematik "Amok, Schule, Betroffene" hatte ich mit "Klassenziel" von T.A. Wegberg. Dieses Buch hatte mir gezeigt, dass es viel mehr Opfer gibt dabei. Damit meine ich nicht nur diejenigen, die dabei sterben.
    Dein vorgestelltes Buch werde ich mir gleich mal vermerken.
    Liebst,
    Hibi

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    1. Huhu Hibi,
      ich muss dir aber vorweg sagen, dass man in dem Buch keine kritische Abhandlung des "warum" erfährt. Es ist ein Thriller, bei dem die Tat ein Amoklauf ist.

      Wenn dich dieses Thema derzeit interessiert, kann ich dir außerdem noch Joudi Picoult mit 19 Minuten empfehlen. Die Autorin setzt sich in ihren Romanen immer mit kritischen Themen auseinander. Sie schreibt sehr gut. Und es gibt immer (!) eine Gerichtsverhandlung in ihren Büchern ;o)

      Liebe Grüße Tanja

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  2. Huhu Tanja,

    eigentlich halte ich mich mindestens 5 Meter entfernt von Thriller-Bücher auf, aber eines muss man dir lassen, du machst mich so gut wie mit all deinen Rezensionen neugierig! =)) Es sind wirklich ein paar interessante Themen aufgegriffen, aber mit Fantasy rechnet glaube ich niemand wirklich nachdem man das Cover und den Klappentext gesehen hat. Ich kann mir gut vorstellen, dass dies überraschend kam. Die Protagonistin hört sich aber mit ihrer Bücherliebe sehr sympathisch an und auch die Zitate sind wirklich klasse gewählt!
    Ich werde mir dieses Buch auf jeden Fall mal merken. =)

    Liebe Grüße
    Leni =)

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    1. Huhu Leni,
      der Autor ist von Beruf Lehrer, er interessiert sich für Psychologie, in seiner Freizeit beschäftigt er sich sehr intensiv mit dem Thema schreiben. All das merkt man.
      Gerade die Hauptcharakterin ist sehr vielschichtig und hat auch Ecken und Kanten. Sowas mag ich immer sehr.
      Mit dem Handlungsstrang hat mit Marcus auch sehr überrascht.
      Ganz liebe Grüße Tanja

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  3. Hey Tanja,
    von dem Buch habe ich bisher noch gar nichts gehört.
    Das Cover sieht richtig toll aus und der Klappentext hört sich auch gut an.
    Richtig spannend, mal sehen ob ich es auch lesen werde. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob das Buch etwas für mich ist.

    Liebe Grüße,
    Lena

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    1. Huhu Lena,
      langweilig wird das Buch auf keiner Seite. Allerdings muss man halt flexibel sein, was die übersinnlichen Elemente angeht.
      Ich kann deinen Geschmack da noch nicht so ganz einschätzen und mag jetzt nicht sagen, ob ich denke, dass das Buch was für dich ist oder nicht. Mir persönlich hat es Spaß gemacht.

      Unbedingt empfehlen kann ich dir aber auf alle Fälle die Internetseite des Autors: https://marcusjohanus.wordpress.com/
      Dort kann man soviel Interessantes kurz und knackig über das Schreiben lesen.
      Und natürlich auch seinen Podcast: http://www.dieschreibdilettanten.de/
      Locker und lässig präsentiert Marcus Johanus mit seinem Kollegen Axel Hollmann Tricks & Tipps zum Schreiben.

      Ich habe dort soviel gelernt :o)
      Ganz liebe Grüße Tanja

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